- Psychose
- Psy|cho|se [psy'ço:zə], die; -, -n:
schwere psychische Störung:an einer Psychose erkranken, leiden.Syn.: ↑ Neurose.Zus.: Angstpsychose, Massenpsychose.
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schwere geistig-psychische Störung.* * *
Psychosedie, -/-n, psychotische Störung, Sammelbegriff für Erkrankungen, bei denen wichtige psychische Funktionen erheblich gestört sind. Psychosen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen und sind von Neurosen, Persönlichkeitsstörungen, geistiger Behinderung und Demenz sowie Abhängigkeit zu unterscheiden.Das psychotische Erleben und Verhalten ist v. a. durch grundlegende Veränderungen im Bezug zur Umwelt gekennzeichnet. Hierzu gehören Ichstörungen, bei denen z. B. eigene Gedanken als von fremden Personen stammend erlebt werden, Wahnstimmungen, aufgrund deren die Umwelt bedrohlich erscheint, Fehlurteile über die äußere Realität (Wahn) und Wahrnehmungsveränderungen (Halluzinationen). Neben unmotiviert erscheinenden Verhaltensänderungen oder skurrilen Verhaltensweisen können schwere Störungen der Affektivität (Depression, Manie), der Auffassung und des Gedächtnisses, Angstzustände und quälende Unruhe bestehen. Oft fehlt die Einsicht in die Krankhaftigkeit des eigenen Zustandes.Nach der historisch gewachsenen Systematik besteht folgende grobe Einteilung: Als organische Psychosen (symptomatische oder exogene Psychose, körperlich begründbare Psychose) werden Veränderungen bezeichnet, die durch bekannte, das Zentralnervensystem betreffende organische Schädigungen hervorgerufen werden (z. B. Entzündungen, Tumoren, Infarkte, Stoffwechselstörungen, Verletzungen, Vergiftungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch); endogene Psychosen (funktionelle Psychosen, körperlich nicht begründbare Psychosen) hingegen weisen weder erkennbare physische noch psychische Ursachen auf. Zu ihnen gehören als häufigste Erscheinungen die affektive Psychosen (manisch-depressive Erkrankung) und die Schizophrenie. Hiervon werden die auf traumatische äußere Einflüsse zurückgeführten psychogenen Psychosen (reaktive Psychosen) unterschieden.Die aufgrund der Erforschung der endogenen Psychosen gewonnenen Kenntnisse führten zur Annahme einer multifaktoriellen Genese, d. h. eines im Einzelfall unterschiedlich gewichteten Zusammenwirkens vieler Faktoren bei der Krankheitsentstehung. Hiernach besteht aufgrund genetischer Belastung und zum Teil vorhandener geringfügiger hirnorganischer Veränderungen ein erhöhtes Risiko, auf psychische Stressoren (traumatische Lebensereignisse) mit einer Psychose zu reagieren.Die Behandlung der organischen Psychosen konzentriert sich auf die Ursachen; bei den endogenen Psychosen hat sich eine Kombination von Arzneimittel- und Psychotherapie, verbunden mit sozialen und beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen, als am wirksamsten erwiesen. Die Heilungsaussichten sind bei affektiven Psychosen besser als bei Schizophrenie; die Selbstmordrate ist in beiden Fällen jedoch wesentlich höher als im Bevölkerungs-Durchschnitt.Rechtliches:Psychosen im akuten Stadium bedingen meist Schuld- und oft Geschäftsunfähigkeit. Die Organisation einer Betreuung ist gelegentlich notwendig.E. Zerbin-Rüdin: Vererbung u. Umwelt bei der Entstehung psych. Störungen (21985);K. Conrad: Die beginnende Schizophrenie (61992);K. Schneider: Klin. Psychopathologie (141992);L. Ciompi: Affektlogik. Über die Struktur der Psyche u. ihre Entwicklung. Ein Beitr. zur Schizophrenieforschung (41994);Vulnerabilität für affektive u. schizophrene Erkrankungen, hg. v. H.-J. Möller u. A. Deister (Wien 1996).Weitere Literatur: Psychiatrie.Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:seelische Krankheiten: Psychosen* * *
Universal-Lexikon. 2012.